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20.02.09 San Martín de los Andes - Aluminé

449 km

   
via Puerto Fuy (Chile); Villarica; Junín de los Andes (Argentinien)

13.02.09, 59 km
Ein neuer Tag, eine neue Grenzerfahrung – im doppelten Sinne... Via Paso Hua Hum wollte ich heute zurück nach Chile. Dieser Grenzpunkt wird mit einer Höhe von ca. 660 Meter angegeben, weshalb ich trotz Ripio auf einen lockeren Tag hoffte – schliesslich liegt San Martín de los Andes ja auf über 700 Metern über Meer. Ich wurde dann aber rasch eines besseren belehrt, denn nach 10 Kilometern war ich wieder mal auf über 1‘000 Metern unterwegs. Dort war es dann zwar eine Weile flacher, doch dafür der Gegenwind so stark und die Strasse so schlecht, dass ich nicht schneller vorwärts kam als in den steilen Bergauf-Passagen.

Nachdem ich schon auf den ersten Schotter-Metern Luft aus den Reifen abgelassen hatte, wiederholte ich deshalb diese Prozedur nochmals. Da habe ich es dann ein bisschen zu gut gemeint und ich kam nicht in den Genuss von zusätzlicher Federung, sondern die Steine schlugen an beiden Rädern bis auf die Felgen durch. Als ich die Reifen wieder etwas aufpumpte, fand ich dann eine angenehmere Abstimmung.

Die Strasse ging ständig steil hinauf oder hinunter, und zunehmend kam auch Verkehr auf, nachdem es am Morgen noch ruhig war. Dies ist auch kein Wunder, da die Fähre nach Puerto Fuy um 10, 15 und 20 Uhr ablegt, und es langsam aber sicher in den Nachmittag hineinging. Ich wollte eigentlich die Nachmittags-Fähre nehmen, doch so langsam wie ich vorwärts kam...

Ich erreichte dann doch noch die Argentinische Zollstation – und was machen die beiden Reisecars dort? Die haben mich doch vor fast einer Stunde überholt! Ich hatte zwar den Ausreisestempel rasch im Pass, da die Cars gerade abgefertigt waren, aber ein paar Kilometer weiter bei der Chile-Einreise standen die mir natürlich im Weg und bildeten eine lange Schlange vor dem Schalter! Als ich dann endlich an der Reihe war (es waren dann noch genau zwei weitere Personen hinter mir...) schaute dann der Grenzbeamte gelangweilt in meinen Pass, studierte jeden Stempel, fragte, wie lange ich denn schon insgesamt in Chile unterwegs sei – will der tatsächlich erreichen, dass ich das Schiff verpasse? Immerhin war dann der für die Einfuhr zuständige Zöllner gnädig und führte keine Kontrolle durch, sondern informierte mich, dass es noch 9 Kilometer bis zum See sind – und mir für diese Strecke noch 36 Minuten verbleiben. Bei einem Ripio-Schnitt von üblicherweise 11-12 km/h eigentlich nicht machbar, aber man kann es ja versuchen...

Ich trat also voll in die Pedale, und glücklicherweise ging es mehrheitlich leicht bergab – natürlich nicht ohne steile Gegensteigungen! Auf einer Abfahrt erwischte ich dann ein tiefes Schlagloch, wo es mich aushebelte, konnte mich aber auf dem Rad halten und die Fahrt fortsetzen – doch warum fühlt es sich so komisch an? Nein, eine der vorderen Seitentaschen fehlt! Also zurück, Seitentasche montieren und wieder halsbrecherisch weiterfahren! Endlich sah ich dann eine Häusergruppe, dann den See, und völlig ausgepumpt erreichte ich die Fähre. Zweimal tief durchatmen, und dann den Motorrädern anschliessen, die auf das schon fast komplett beladene Fährschiff rollen, Laderampe hoch und los geht’s – Timing ist alles...

Nach der anderthalbstündigen Fährpassage habe ich dann in Puerto Fuy gleich ein Hospedaje gesucht, denn für heute habe ich genug Abenteuer gehabt...

14.02.09, 57 km
Als ich um 8 Uhr frühstücken wollte, war ich alleine da. Deshalb bepackte ich soweit wie möglich mein Fahrrad – die Wirtefamilie hat verschlafen... Um 9 Uhr fuhr ich dann los, und nach 8 Kilometern legte ich den ersten Stopp ein. Hier befinden sich zwei beeindruckende Wasserfälle, Huilo Huilo und Puma genannt. Ersterer ist sicher noch spektakulärer am Nachmittag, wenn man nicht mehr ins Gegenlicht sehen muss. Aber mit ein paar Tricks konnte ich doch noch ein paar passable Fotos schiessen.

Wie zuvor ging es dann für weitere Kilometer sanft bergab, bis ich den Lago Neltume erreichte. Dort ging es eben dem Ufer entlang (das geht also doch!), doch am Ende vom See begann es dann wieder zu steigen. Immerhin war aber die Strasse zumeist in einem guten Zustand, so dass ich nicht ständig Schlaglöchern ausweichen musste. Nach dem Scheitelpunkt kam mir dann wieder mal eine Gruppe Chilenen mit ihren Fahrrädern entgegen. Seit Ensenada treffe ich fast täglich Radfahrer mit Gepäck, allerdings bin ich dann jeweils der einzige Ausländer. Bin ich derzeit auf Insider-Strecken unterwegs, die der internationalen Radlergemeinde unbekannt sind?

Ich genoss jedenfalls die gute Strasse, die Ausblicke und die lockere Ausfahrt, denn es sind ja nur noch 18 Kilometer bis zu meinem Tagesziel, Coñaripe. Doch da wurde ich dann aus meinen Träumen gerissen, da es 3 Kilometer lang in Serpentinen steil eine Bergflanke hoch ging. In den Kurven war ich jedesmal froh, wenn kein Fahrzeug entgegenkam, denn ich musste die alle aussen auf dem Rand fahren. Innenrum war es viel zu steil und zu ruppig, da wäre ich vom Rad gefallen und hätte schieben müssen!

Nachdem ich am Morgen den Vulkan Choshuenco nochmals sichten konnte, wurde ich dann mit feinen Ausblicken auf den Vulkan Villarica verwöhnt, welcher unweit von Coñaripe liegt. Dort habe ich mir ein Hotelzimmer genommen und die Kleider wieder mal gewaschen, denn denen waren die letzten Tage deutlich anzusehen und zu –riechen: viel Staub und Dreck von den Strassen, viel Schweiss und Salz vom Schwitzen...

Durch Coñaripe habe ich nur einen kleinen Spaziergang gemacht und micht dann wieder ins Hotelzimmer verzogen, denn es ist drückend heiss hier!

15.02.09, 45 km
Nach dem drückend heissen Wetter gestern hängen heute die Wolken tief, der Vulkan Villarica ist nicht zu sehen. Werde ich heute in den Regen fahren? Da ist es ja gut, dass ich für heute nur eine kurze Etappe nach Villarica geplant habe, wo ich dann morgen einen Ruhetag einlegen will.

Bis Licán-Ray ging es relativ eben dem Seeufer entlang, nun ja wieder auf Asphalt. Ab Licán-Ray ging es dann vom See weg und den Berg hinauf. Muss ich mit dem Fahrrad über den Gipfel vom Vulkan fahren? Es ging jedenfalls immer weiter hinauf, bis ich dann in den Wolken drin war. Dann aber kam doch noch die Abfahrt, die dann fast bis nach Villarica hinein andauerte.

Dort habe ich dann rasch das Torre Suiza gefunden, welches von einem Schweizer Pärchen geführt wird. Sie waren Mitte 90er-Jahre mehr als 2 Jahre mit dem Fahrrad unterwegs und sind dann in Chile hängengeblieben. Hier treiben sich dann auch alle anderen Ausländer herum – 4 Schweizer, 5 Deutsche...

16.02.09, 0 km
Ruhetag! Ausschlafen, lesen, Fahrrad putzen und ölen, durch Villarica spazieren, essen und plaudern. Viel mehr habe ich heute nicht gemacht...

17.02.09, 92 km
Frisch gestärkt und bei herrlichem Wetter ging es wieder aufs Rad, zuerst mal Pucón entgegen. Nach wenigen Metern hatte ich aber bereits die erste Schrecksekunde: Die Strasse wurde offenbar mit Wasser gereinigt, und es hat sich noch etwas in einer Mulde angesammelt. Da Autos neben mir vorbeifuhren, musste ich durch die Mulde durch – und die entpuppte sich als tiefes Loch! So kriegte ich einen Riesenschlag auf mein Vorderrad, und eine der Seitentaschen flog weg. Ein paar Kilometer weiter musste ich dann nochmals anhalten, weil der Luftdruck am Vorderreifen ständig abnahm und ich fast auf den Felgen fuhr. Habe ich durch das Malheur einen schleichenden Plattfuss eingefangen? Glücklicherweise war aber nur die Ventilschraube etwas locker, so dass daher Luft entwich.

Die 64 Kilometer bis Cuararrehue legte ich in einem ordentlichen Tempo zurück, doch danach folgte Schotterpiste – und erst noch 20 Kilometer lang eine Baustelle! Das war dann ziemlich mühsam, denn der Schotter war ziemlich locker und es hatte oft auch Rippen drin. Dann begann auch noch eine unerbittliche Steigung, steil bergauf! Der Schweiss floss, und die Wasserflaschen waren im Nu leer. Ich war dann froh, dass mal wieder ein Bach kam, damit ich meine 3 Flaschen auffüllen konnte.

Wahrscheinlich habe ich Puesco noch nicht erreicht (ganz sicher bin ich aber nicht, es könnten ja auch die 2 Häuser gewesen sein, die ich mal passiert habe...), aber das werde ich dann morgen sehen. Kurz nach dem Wasser fassen habe ich dann einen sichtgeschützten, einigermassen ebenen Platz ausgemacht, wo ich mein Zelt hinstellte. Bevor ich ins Zelt hineinging, musste ich mich aber wieder mal von den Kletten-Stacheln befreien, die es hier gibt und überall hängenbleiben. Meine Beine waren fast vollständig von diesen Dingern bedeckt!

Wie die Strecke wohl weitergeht? Gemäss Karte im Hospedaje liegt der Grenzübergang auf einer Höhe von 1‘209 Metern. Mein Nachtlager habe ich jetzt auf 1‘203 Metern errichtet – und bis zur Grenze müssten es noch 11 Kilometer sein...

18.02.09, 82 km
Am Morgen war es neblig, und da mein Zeltplatz fast vollständig von Bambusstauden umgeben war, konnte auch Wind mein Zelt nicht trocknen. Deshalb stopfte ich es dann tropfnass in den Sack – das muss dann später trocknen.

Die Strecke war dann überraschend eben, und hätte ich gestern nur noch ein paar Kilometer weiter fahren wollen, hätte ich eine Campsite mit bester Sicht auf den Vulkan Lanín wählen können. Dieser hatte heute einen weissen Hut auf, weshalb der obere Teil nicht zu sehen war.

Nach 9 Kilometer erreichte ich dann die chilenische Grenze, und einen Kilometer später war ich wieder in Argentinien eingereist. Während in Chile noch gröbere Unterhaltsarbeiten an der Strasse am Laufen sind, ist die argentinische Piste vom Feinsten – da können die Chilenen Erde auftragen soviel sie wollen, an diese feine aber harte Sandpiste kommen die nie ran!

2 Kilometer später kamen mir dann Ean und Emma aus England mit ihren Fahrrädern entgegen, die von Ushuaia nach Lima unterwegs sind. Ich traute kaum meinen Ohren als sie sagten, dass in 10 Kilometern ein Asphaltband beginnt! Und tatsächlich: Feinster Asphalt, praktisch immer leicht bergab, starker Rückenwind, schönstes Wetter – was begehrt das Radlerherz mehr?

Unglaublich auch, wie rasch die Landschaft änderte. Während es auf chilenischer Seite saftig grün war und Wald und Dickicht fast undurchdringlich waren, überwogen bei den Grenzstationen Araukarienwälder. Und fast übergangslos fuhr ich in eine Wüste, wo fast nichts mehr wächst und die Landschaft deshalb gelb-braun ist.

Die letzten 23 Kilometer bis Junín de los Andes waren dann nochmals ziemlich anstrengend, da der Wind nun von der Seite kam und es auch wieder einige Aufstiege drin hatte. Da kann ich dann morgen vielleicht das eine oder andere Mal die Beine auf dieser Strecke ein bisschen entspannen, da ich diesen Weg zurückfahren werde. Ob ich morgen da wiederum von Heuschrecken-Schwärmen attackiert werde?

In Junín de los Andes suchte ich dann am Nachmittag noch die örtliche Bicicletería auf. Auf der Etappe nach Villarica war wieder eine Speiche am Hinterrad gebrochen, danach musste ich immer wieder das Rad in Form bringen, damit es nicht an der Bremse schleift. Nun bleiben mir noch 2 Ersatzspeichen – hoffentlich reichen die aus...

19.02.09, 70 km
Am Frühstücksbuffet habe ich wieder mal richtig zugegriffen: 2 Schüsseln Cornflakes mit Joghurt, 4 Toastbrote mit Butter und Konfitüre, 3 Stück Kuchen, 3 Glas Orangensaft, 1 Tasse Milch – das gibt Boden für den heutigen Tag...

Kaum war ich losgefahren, hörte ich wieder ein Knacken im Hinterrad - die nächste Speiche hat sich verabschiedet. Heute fahre ich ja wieder mit etwas schwererem Gepäck, da ich einen der 10 Liter-Wassersäcke gefüllt habe. Auf der Karte ist zwar ein Fluss neben der Strasse eingezeichnet, doch der kann genausogut ein Tal daneben sein – oder der Fluss unten in einer Schlucht und die Strasse oben am Abgrund entlang. Es ging also zuerst die 22 Kilometer zurück auf Asphalt bis zur Einmündung vom Lanín, wo ich gestern hergekommen bin. Wegen dem Wind legte ich diese Strecke doch wesentlich langsamer zurück als gestern, denn heute wehte er mir entgegen. Als es dann auf Schotter weiterging, spürte ich ihn aber doch für ein paar wenige Kilometer im Rücken. Als ob der Wind vom Lanín herunterkommt und dann bei der Strassenkreuzung links und rechts abbiegt...

Es ging nun jedenfalls mehr als 10 Kilometer bergauf, wieder auf fast 1‘200 Meter. Die Landschaftsstimmung war dabei ziemlich eindrücklich, da nicht mehr praller Sonnenschein wie gestern herrscht, sondern die Wolken tief hiengen und manchmal auch ein paar Tropfen herunterkamen. Als ich fast oben angekommen war, verlor mein Vorderreifen allmählich Luft. Diesmal hat sich aber nicht das Ventil gelockert, sondern es ist tatsächlich ein klitzekleines Löchlein im Reifen. Viermal pumpte ich den Reifen auf und überbrückte so 20 Kilometer, bis ich die Abfahrt hinter mir hatte und die Luft wieder etwas trockener war. Dann wechselte ich doch noch den Schlauch – da ist es ja gut, dass ich gestern 2 Stück bei der Bicicletería reparieren liess!

Die ausserordentlich gute Schotterstrasse führte nun doch am Ufer vom Río Aluminé entlang, ohne dass noch gröbere Anstiege zu bewältigen waren. Dafür ging es an bizarren Felsformationen (warum ist diese Säule nicht eingebrochen?) und an Felswänden vorbei.

Theoretisch hätte ich heute bis Aluminé durchziehen können und wäre dort wohl gegen 20 Uhr eingetroffen, doch dann hätte ich morgen einen ganztägigen Ruhetag benötigt. Deshalb machte ich dann nach 70 Kilometern einen gedeckt-getarnten Zeltplatz am Fluss aus, wo ich dann um 16 Uhr mein Nachtlager installierte. Dann war noch ein bisschen Nähen angesagt: Der Zeltsack hat seit einiger Zeit einen langen Riss, und auch am Rucksack ist ein Tragriemen fast durchgerissen.

Ob das Zelt morgen besser trocknen wird als gestern?

20.02.09, 43 km
In der Nacht wurde es empfindlich kühl, so dass ich den Reissverschluss vom Schlafsack hochziehen musste. Seit längerem habe ich diesen als Decke benutzt, doch die nächtliche Schutzmassnahme war zu spät: die Nase läuft...

Das Zelt war am Morgen dank dem Wind tatsächlich bald trocken, doch ich blieb noch eine Weile im Schlafsack – zu kalt draussen... Gegen 10 Uhr fuhr ich dann los. Da war dann das Tal in Sonnenlicht getaucht, denn heute war wieder kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Dafür hatte ich auf den ersten Kilometern noch mit dem Wind zu tun, bis auch der sich legte.

Es ging schön dem Fluss entlang, und der Ripio hier ist einfach erstklassig. Schade, dass nicht alle Naturstrassen diese Qualität haben... Und als ich nach 24 Kilometern Rahué erreichte, lag da unerwartet ein schwarzes Asphalt-Band vor mir! So ging es dann natürlich locker Aluminé entgegen!

Dort habe ich mir zum Almuerzo gleich mal wieder ein Milanesa Napolitana gegönnt – es war ja noch nicht einmal 13 Uhr. Danach zum Hauptplatz mit der Touristeninfo, und gleich gegenüber gab es eine Hostería. Dort verbrachte ich dann die nächsten Stunden, denn bei diesen Bedingungen wird es hier am Nachmittag ziemlich heiss – Siesta!

Aluminé, 20.02.2009
Gesamtkilometer: 9943




















 
                     
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