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05.01.09 Coyhaique

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29.12.08, 0 km
Nach dem Frühstück reinigte ich das Velo und ging dann um 08.30 Uhr zur Sernatur, der Touristeninformation. Dort erhielt ich einen Stadtplan und die Adresse des Velomechanikers, wohin ich auch gleich weiterfuhr. Als ich ankam, öffnete er gerade sein Geschäft, und da er noch andere Bikes zu reparieren hatte, vereinbarten wir, dass ich um 11.30 Uhr wieder kommen werde.

So machte ich dann einen Gang durchs Schlaraffenland: Im Supermarkt hat es fast alles, was das Herz begehrt! Man muss natürlich immer daran denken, dass alle Einkäufe in den Packtaschen Platz haben müssen...

Kurz nach 11 Uhr war ich wieder in der Bicicletería, und der Mechaniker hat bereits mit der Demontage begonnen – glücklicherweise hat er aber erst das Rad ausgebaut und die Schaltansteuerung noch nicht entfernt. Wir machten dann weiter, wobei er mir einen Handgriff zu rasch machte – und da war dann das Innenleben des Getriebes nicht mehr an einem Stück wie auf dem Bild im Handbuch, sondern in 2 Teilen. Und diese liessen sich dann im neuen Gehäuse nicht mehr zusammenfügen! In mühsamer Kleinarbeit baute er dann das Getriebe Zahnrad um Zahnrad wieder zusammen, bis alles im Gehäuse Platz hatte. Ich konnte dann zwar die Gänge ansteuern, doch das Rad hatte überhaupt keinen Freilauf. Und da am Nachmittag dann viele Kunden kamen, verschoben wir die Weiterarbeit auf morgen früh. Hoffentlich klappt es dann, denn sonst stecke ich hier in Coyhaique eine Weile fest!

Am Abend klingelte dann plötzlich das Telefon – eine chilenische Nummer wurde angezeigt. Wer das wohl sein mag? Es waren dann meine Musikkameraden, die mich da nach der Probe noch kontaktierten. Aber nicht überall in der Schweiz ist der Natel-Empfang so gut wie in Coyhaique...

30.12.08, 0 km
Nachdem ich überhaupt nicht gut geschlafen hatte, stand ich um 8 Uhr wieder im Fahrradgeschäft. Da war die Nabe ein weiteres Mal zusammengebaut, doch sie lief immer noch ziemlich hart. Auf einer kurzen Testfahrt stellte ich dann fest, dass die Zahnräder kaum in der richtigen Reihenfolge im Gehäuse sind – und dass es keine Hoffnung gibt, dass das Getriebe hier wieder zum Funktionieren kommt!

Ich habe mich daher für die sicherste Variante entschieden und eine komplett neue Nabe bestellt, so dass diese nur noch eingespeicht werden muss – allerdings wird das Mail infolge Ferien wohl erst nächsten Montag gelesen. Deshalb werde ich wohl mindestens 2 Wochen hier in Coyhaique feststecken.

Am Nachmittag suchte ich mir dann eine neue Unterkunft. Einerseits schliesst das Hotel morgen für ein paar Tage, andererseits muss es für so lange Zeit ja nicht etwas so teures sein.

Danach erwarb ich noch einen Mini-Laptop. So was hatte ich bei Jules gesehen – und wenn man die Tagebuch-Einträge nicht ständig doppelt eintippen muss, erspart das nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Das Gerät hat nicht viel mehr gekostet als die Internet-Ausgaben der letzten 4 Monate... Und das passt dann ja auch zur neuen Unterkunft, wo es Gratis-WiFi gibt!

Deshalb verbrachte ich noch ein bisschen Zeit damit, den Laptop einzurichten, und ging dann in den Park, wo auch eine WiFi-Zone ist. Das Netz dort war aber ziemlich langsam, so dass ich es zwar schaffte, die Mail-Übersicht anzuzeigen, aber die Nachrichten nicht lesen konnte – die Verbindung brach da jeweils ab. Na ja, morgen ist ja auch noch ein Tag...

31.12.08, 0 km
Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen aufs Fahrrad und schob dieses ein paar hundert Meter auf die andere Seite der ungewöhnlich fünfeckigen Plaza des Armas, wo ich mich dann im Hostal niederliess. Da es ein wunderschöner Tag war, machte ich mich dann gleich wieder auf zur Plaza des Armas, wo ich mich unter den Bäumen auf eine Bank setzte, die Sonne genoss, erfolglos meine Mails zu lesen versuchte, im Buch weiterlas und Radio hörte. Das einzig unangenehme war der Hund, der herumlief und immer wieder heulte.

Nachmittags lief ich dann noch zum Piedra del Indio. Dies ist eine Felsformation am Río Simpson, welche wie ein Gesicht ins Tal blickt. Danach wurde es mir zu heiss und ich zog mich ins Zimmer zurück und erfreute mich an einer superschnellen Internetverbindung.

Das Jahresende ist ja oft ein Zeitpunkt für einen kurzen Rückblick, deshalb auch hier ein paar Daten zu den letzten 4 Monaten, seit ich mich in Südamerika aufhalte:
Gefahrene Kilometer: 7‘685
Stunden im Sattel: über 460
Getrunkene Flüssigkeit: ca. 400 Liter
Überwundene Höhenmeter: über 50‘000 (falls der Höhenmesser ungefähr stimmt!)
Abnahme Gürtelumfang: 13 Zentimeter
Gespeichterte Fotos: fast 3‘000
Anzahl unvergessliche Augenblicke: unzählige!

01.01.09, 0 km
Da es in diesem Hostal erst ab 08.30 Uhr Frühstück gibt, habe ich vorher noch ein bisschen Musik gehört. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Interpretationen von „Bridge over troubled Water“ gibt! Nach 14 Versionen gefällt mir aber jene von Simon & Garfunkel immer noch am besten.

Nach dem Morgenessen fand ich dann stundenlang Gefallen an der Homepage der FIS. Die Live-Ticker auf dieser Seite sind einfach genial, denn Wintersport ist hier derzeit wenig populär – was es zu Hause im Juli ja auch kaum wäre! Deshalb verfolgte ich übers Internet zuerst das Neujahrsspringen, und dann die heutige Sprintetappe an der Tour de Ski. Bis ich wieder weiterfahren kann, betreibe ich halt ein wenig Passiv-Sport...

Als ich dann bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temparaturen durch die Strassen lief, hatte ich den Eindruck, in einer Geisterstadt zu sein. Kein Verkehr, keine Leute. Es fehlte nur noch, dass der Wind einen verdorrten Strauch durch die Gassen geweht hätte... Es war dann doch noch ein Restaurant offen, wo sich auch ein paar andere Personen aufhielten. Zum Dessert gönnte ich mir da wieder mal ein Glacé. Dies war dann aber nicht mehr so gut wie in El Calafate, sondern hatte nur noch Mövenpick-Qualität..

02.01.09, 0 km
Als ich durch die Strassen von Coyhaique lief, waren da zwar wieder mehr Leute als gestern zu sehen, doch ich wurde immer wieder an meinen Beruf erinnert. Einige Läden waren wegen Inventuraufnahme geschlossen. Auch in Chile wird der Jahresabschluss per 31.12. erstellt...

Obwohl Coyhaique erst vor 80 Jahren gegründet wurde, hat es einige Antiquitäten im lokalen Museum. Dort ist auch dokumentiert, dass wenige Jahre nach der Gründung ein Namenswechsel notwenig war – im Norden des Landes gab es schon ein Dorf mit diesem Namen. Und wenn man keine Postleitzahlen kennt, ist ein eindeutiger Name definitv besser!

Mich interessierte mehr die Wand mit den Fotos vom Bau der Carretera Austral. Einige Abschnitte konnte ich von der Radfahrt wiedererkennen. Alle Fotos konnten aber nicht betrachtet werden – ein Klavier stand im Weg...

Wie in den letzten Tagen habe ich sonst hauptsächlich gelesen – der Da Vinci-Code hat mich gefesselt. Nun ist aber auch diese Geschichte zu Ende.

03.01.09, 0 km
Office 2007 kenne ich ja noch nicht so gut – erst von zwei, drei Internet-Cafés. Diese Software ist aber auf meinem neuen Laptop vorinstalliert, und so habe ich mir heute mal ein paar der neuen Funktionen von Powerpoint angeschaut und ausprobiert. Interessant, interessant... Man muss sich einfach überwinden, die neue Menüführung zu akzeptieren und das Programm intuitiv anwenden – dann versteht man auch die spanische Beschriftung...

Sonst habe ich nicht viel anderes gemacht als in den letzten Tagen: ein bisschen gesurft, Skispringen und Langlauf im Live-Ticker verfolgt, einen Spaziergang durch ein anderes Quartier der Stadt gemacht.

Gegessen wird in Südamerika übrigens zu etwas anderen Tageszeiten als in Europa: Mittagessen vor 13.00 Uhr gibt es nur ausnahmsweise, und Abendessen vor 20.00 Uhr ist sowieso ein Unding!

04.01.09, 0 km
Puh, das war heute wieder ein anstrengender Tag! Skirennen, Skispringen, Langlauf...

Die Absicht, heute wieder ein neues Quartier von Coyhaique zu erkunden – die Stadt hat immerhin 50‘000 Einwohner – habe ich rasch aufgegeben, da es immer wieder leicht regnete.

Auf dem kurzen Spaziergang machten meine Schuhe aber wieder eine ganz gute Falle, da ich die Sohlen frisch geklebt habe. Mal schauen, wie lange das wieder hält. Jedenfalls habe ich dann heute auch einen meiner Trinknippel geklebt. 3 Stück hatte ich mitgenommen, und zu Hause hatte ich nie Probleme damit. Als mir in der Pampa aber der erste am Rand brach, dachte ich noch, dass ich die Flasche wohl zuviel irgendwo angeschlagen habe, warf ihn weg und passte beim zweiten mehr auf. In Cochrane lief dann aber auch bei diesem das Wasser an unerwünschten Orten raus.

So ein Trinknippel ist zwar nicht überlebenswichtig, aber es ist schon praktisch, wenn man nur nach der Flasche greifen muss und trinken kann. Sollte die Kleberei nicht funktionieren und der dritte Nippel auch durchbrechen, müsste ich dann jedesmal anhalten, um die Flasche öffnen. Ziemlich unbequem...

05.01.09, 0 km
Der erste Montag im Jahr – und in der Schweiz wird endlich wieder gearbeitet... Deshalb geht heute dieneue Nabe auf die Reise. Mal schauen, wie lange es dauert, bis sie hier ist. Ich hoffe aber schon, dass das Paket nicht so lange am chilenischen Zoll hängenbleibt wie jenes im November in Buenos Aires...

Als ich heute durch die Strassen von Coyhaique lief, entdeckte ich den Sitz von meinem lokalen Lieblings-Radiosender: arco iris fm 99.30. Diesen Kanal habe ich täglich stundenlang eingeschaltet. Schon an einigen Orten konnte ich keine einzige Station empfangen, weshalb ich dann jeweils auf meine 536 Lieder umfassende mp3-Sammlung zurückgreifenmusste. In dieser 50‘000 Einwohner-Metropole zeigt mir mein mp3-Player mit Radiofunktion aber nicht weniger als 17 Radiosender an!

Coyhaique, 05.01.2009
Gesamtkilometer: 7685


 
                     
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