73 km

Als ich am Morgen aufstand und zur Toilette ging, ging es mir ausgezeichnet - bis ich nach ein paar Schritten beinahe zusammenklappte, als ein stechender Schmerz durch meine Brust schoss. Das fühlte sich an, als ob mir jemand mit einer Latte auf den Brustkorb geschlagen hätte. Das ist wohl die Folge von der Isomatte, die nicht mehr Luftdicht ist - gestern Morgen zog ich einen Dorn heraus, den ich mir offenbar am Sonntag abend in Le Grand-Bornand auf der Suche nach einem Schattenplätzchen eingefangen hatte. Somit muss da wohl Ersatz her.

Allerdings gibt es nicht nur die Isomatte zu ersetzen. Auch das Handy streikt seit Sonntag, so dass ich wie in den "guten alten Zeiten" nur limitiert Zugang zu Kommunikationsmöglichkeiten habe und nicht ständig erreichbar bin.

Auf dem Fahrrad ging es dann gleich los mit dem Cormet de Roselend. Da konnte ich feststellen, dass die Schmerzen beim Radfahren nicht auftreten, sondern nur in den Pausen... Die Steigung war angenehm und gleichmässig bei 7-8%, es gab kaum Verkehr - und der erste Rennradler überholte mich auch erst nach 2 Stunden! Nach 3.5 Stunden hatte ich dann den 22 Kilometer langen Anstieg mit über 1'200 Höhenmeter bewältigt und stand auf dem Gipfel vom Cormet de Roselend.

Von dort aus stürzte ich mich bald in die Abfahrt - aber was spüre ich da? Regentropfen? Da kommen natürlich Erinnerungen hoch von 1997, wo ich eine Woche in Bourg-St-Maurice verbrachte, dreimal mit dem Velo die Steigung nach Val d'Isère in Angriff nahm, und jedes mal vom Regen erwartet wurde!

Glücklicherweise blieb es aber bei ein paar wenigen Tropfen, und während es am Cormet de Roselend noch bewölkt und relativ kühl war, wärmte dann auf der Fahrt nach Val d'Isère die Sonne ganz gewaltig! Die Streckenkenntnisse wurden in den vergangenen 15 Jahren grösstenteils aus meinem Gedächtnis gelöscht. Ich konnte mich einzig noch daran erinnern, dass es nach der Abzweigung nach Tignes etwa 7 Kilometer vor Val d'Isère flach wird. Also zählte ich die Kilometer rückwärts zu dieser Abzweigung - und als schon vorher ein Flachstück kam, konnte ich ein wenig schneller zählen... Aber bis Val d'Isère galt es wieder mehr als 1'000 Höhenmeter hochzustrampeln, und früher als gedacht rollte ich dann in Val d'Isère ein. Hier gönne ich mir nun mal eine Nacht im Hotel - und sollte mal nicht von aufdringlichen Ameisen belästigt werden...