11.12.08, 0 km
Der heutige Tag war mit diversen Aufgaben und Arbeiten ausgefüllt – und am Abend gab es noch ein unverhofftes Vorweihnachtsgeschenk! Doch alles der Reihe nach...
Nach dem anstrengenden Vortag schlief ich aus und ging erst um 8 Uhr zum Frühstück. Danach war wieder mal Velopflege angesagt, denn von den Schotterstrassen ist einiges an Staub und Dreck hängen geblieben. Als dann wieder die schwarze Farbe zu sehen war, fuhr ich zum Velomechaniker im Dorf, damit alle Schrauben durchgecheckt und die beweglichen Teile gründlich eingeölt werden konnten.
Bis ich das Rad um 16 Uhr wieder abholen konnte, verbrachte ich die meiste Zeit im Internet-Café. Zuerst war wieder mal die Homepage zu aktualisieren, und nach dem späten Mittagessen kreierte ich noch das Weihnachtskärtchen für dieses Jahr. Das wird dann gemailt, bevor ich El Calafate verlasse. Danach könnte es für längere Zeit keine Internet-Verbindung mehr geben auf meinem Weg. Es ist aber schon komisch, mit kurzen Hosen herumzulaufen und an Weihnachten zu denken. Und die Weihnachtsbäume passen irgendwie auch nicht zu den Temperaturen. Aber dafür ist ja die ganze Schweiz wieder mit Schnee beglückt worden...
Im Hostel wurde am Abend mein Name ausgerufen. Und als ich an die Reception kam, stand da ein Bote mit einem Paket für mich! Da hat bei DHL doch noch ein Transport in vernünftiger Zeit abgewickelt werden können... Wie oft der Inhalt der Lieferung wohl kontrolliert wurde? Die Teile waren jedenfalls nicht mehr originalverpackt, sondern steckten in einem aufgerissenen Beutel der argentinischen Airline. Immerhin war die Lieferung gemäss Lieferschein komplett und nichts defekt. Nun kann ich morgen abend die Reparatur einleiten – kurz zuvor hatte ich für morgen einen Tagesausflug zum Perito Moreno-Gletscher gebucht.
12.12.08, 0 km
Mit etwas weniger Schlaf als sonst üblich habe ich mich heute aus dem Bett gewälzt, denn gestern abend habe ich mich noch lange mit Mirjam und Andreas unterhalten. Beide kommen aus Deutschland, wobei Mirjam Südamerika während 4 Wochen per Bus und zu Fuss erkundet. Andreas hat ein paar wenige Tage mehr zur Verfügung, fährt auch viel Rad und hat an einer geführten Biketour teilgenommen. Nun stehen noch ein paar weitere Destinationen Südamerikas ohne Velo auf dem Programm.
Um 8 Uhr startete dann die alternative Tour zum Perito Moreno-Gletscher. Mit dem Bus ging es über die alte Landstrasse Richtung Gletscher, und neben der Landschaft unterhielt uns auch die Tierwelt. Ñandus habe ich vom Fahrrad ja schon ein paar gesehen, doch bei einem Bus verhalten die sich nicht gleich: Kilometerlang betätigte sich ein Exemplar als Road Runner und rannte vor dem Bus her. Später sahen wir dann Kondore um einen Hügel kreisen, die dort wohl ihr Frühstück ausgemacht hatten...
Der Perito Moreno-Gletscher war dann natürlich auch eindrücklich. Eine bis zu 60 Meter hohe, schneeweisse Eiswand, die da auf mehreren Kilometern Breite in den Lago Argentino hineindrückt. Dies ist einer der wenigen Gletscher, die derzeit nicht auf dem Rückzug sind. Täglich würde gleichviel neues Eis gebildet, wie zuvorderst an der Zunge ohrenbetäubend ins Wasser stürzt. Nach einer Besichtigung des Gletschers im Laufstall (der Pfad verläuft vollständig auf Gitterrost und ist mit einem deutlich über 1 Meter hohen Geländer versehen) ging es noch auf einen einstündigen Bootstrip direkt vor der Abbruchkante durch. Da musste man dann kräftig hochschauen, um die oberen Zacken zu sehen...
Zurück in El Calafate ging ich dann mit Fahrrad und Ersatzteilen wieder ins Fahrradgeschäft. Am Montag kann ich dann wieder einen Blick aufs Velo werfen...
13.12.08, 0 km
Den heutigen Tag bin ich gemütlich angegangen: Ausschlafen bis 8.30 Uhr, gemütlich frühstücken, und dann auf ein Sofa sitzen und lesen. Letzteres ist aber nicht ganz ohne, da ich derzeit "Alibi Club" von Francine Mathews auf Spanisch lese. Auf den ersten etwa 60 Seiten hatte ich überhaupt keinen Durchblick, da fast jedes Kapitel von einer anderen Person handelte und ich dann jeweils herausfinden durfte, ob das jetzt Männlein oder Weiblein ist – bzw. Den Namen im Text überhaupt finden... Dann kam die Phase, wo ich bei Szenenwechsel dann nicht mehr wusste, was die Person für einen Hintergrund hat... So wie ich von Ushuaia langsam vorwärts komme, geht es auch im Buch voran – heute bin ich aber schon bis auf Seite 180 vorgestossen und die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen kann ich nachvollziehen und auch erkennen, wenn wieder jemand neues in der Handlung auftaucht...
Nach dem Mittagessen habe ich dann meine Kleider gewaschen und schlenderte dann durchs Dorf. Dabei habe ich mir auch ein Eis gegönnt – betreffend Eissorten, Geschmack, Konsistenz und Portionengrösse wurde da alles in den Schatten gestellt, was ich bisher in dieser Beziehung gesehen und genossen habe. Hoffentlich bleibt es die nächsten Tage so warm, damit ich Grund genug habe, weitere Sorten durchzuprobieren...
Wie gestern abend und heute Mittag gab es zum Nachtessen wieder Teigwaren an einer Hackfleisch-/Tomatensauce. Morgen abend gibt es dann die letzte Portion, denn Hackfleisch wird hier zu Portionen von ca. 1 kg verkauft – und dann brauche ich halt ein paar Mal, bis ich dies verdrückt habe... Bei diesen 4 Mahlzeiten habe ich dann Fleisch für ca. CHF 2 gegessen...
14.12.08, 0 km
Für heute hatte ich nochmals eine Gletscherbesichtigung gebucht. Um 7 Uhr ging es mit dem Bus Richtung Nationalpark, und um 9 Uhr legte der Katamaran ab. Zuerst ging es zum Uppsala-Gletscher, dem angeblich voluminösesten in dieser Region. Die Zufahrt zum Gletscher blieb uns allerdings verwehrt, da kürzlich grosse Stücke vom Gletscher abbrachen und nun als Eisberge eine undurchdringliche Blockade beim Fjordeingang bilden. Die bizarren Formen der Eisberge waren aber auch ein ganz schöner Anblick.
Es ging dann weiter zum Spegazzini-Gletscher, welcher mit einer Front von bis zu 130 Meter Höhe aus dem Wasser ragt – gewaltig! Deutlich waren aber die Spuren zu erkennen, dass der Gletscher auf dem Rückzug ist: Zwischen Eis und Vegetation gab es einen breiten Streifen nackten Fels.
Da der Uppsala-Gletscher ausgefallen war, steuerte der Kapitän noch den Perito Moreno-Gletscher an. Den hatte ich zwar am Freitag schon gesehen, war aber wiederum beeindruckend! Nach so viel Eismassen habe ich mir zurück in El Calafate natürlich gleich einen leckeren Eisbecher einverleibt...
Sowohl im Dorf wie auch im Hostal ist immer wieder schweizerdeutsch zu hören – diese Sprache ist anscheinend weltweit verbreitet... Wenn alle im Ausland herumreisenden Schweizer am gleichen Tag heimkehren würden und die weltweit verfügbaren Flugkapazitäten tatsächlich ausreichen würden, könnten die Flughafen von Basel, Genf und Zürich das Volumen wohl kaum aufnehmen...
15.12.08, 0 km
Den Morgen verbrachte ich lesend im Hostal. Dabei hat es auch kurz mal geregnet – zum ersten Mal seit der Fahrt nach Puerto Natales. Rasch kam aber wieder die Sonne und trocknete alles im Nu. Zum Mittagessen nahm ich ein „Tenedor Libre“ und ass mich satt. Dann habe ich noch die nächste Publikation auf der Homepage vorbereitet. Den Text durfte ich dabei zweimal schreiben, da der Computer genau dann abstürzte, als ich alles geschrieben hatte...
Später ging ich dann in die Bicicletería um zu schauen, ob das Fahrrad repariert ist. Leicht enttäuscht musste ich feststellen, dass erst das Hinterrad ausgebaut wurde. Eduardo befürchtete, dass er etwas abwürgen könnte, wenn er versucht, die Schraube zu lösen. Gemäss Bild im Handbuch sollte dies aber kein Problem sein, und ich gab ihm das OK, weiterzumachen – wobei er da gerade keine Zeit hatte. Kaum zurück im Hostal bekam ich einen Anruf von Eduardo, dass es das beste wäre, wenn ich rasch vorbeikommen würde. In der Befürchtung, dass jetzt etwas kaputt ist, eilte ich zu seinem Geschäft. Eduardo zeigte mir dann, dass er die Schraube lösen konnte. Um das Ritzel abzuziehen war aber ein Werkzeug nötig, das er nicht hat – er könne aber morgen versuchen, etwas passendes aufzutreiben. Nach dem Schreck marschierte ich in die Heladería...
Beim Eis schlemmen schoss es mir dann plötzlich durch den Kopf: Habe ich nicht beim Auspacken ein Ding gesehen, dessen Zweck mir unbekannt war, aber genau in diese 4 Löcher passen könnte? Ich lief zurück zu Eduardo, klaubte das kleine Metallstück aus dem Beutel – und es war tatsächlich das notwendige Werkzeug! So kann die Reparatur weitergehen...
Beim Nachtessen im Hostal gab es ein Schweizer Treffen. Neben den 3 Schweizern, die ich gestern schon gesehen habe (und die aufgrund meiner Fotos morgen den Bus nach Punta Arenas und zur Isla Margarita nehmen werden...), kreuzte sich mein Weg wieder mit Julie und Florian. Diese waren auch auf dem Schiff ums Kap Hoorn herum und waren schon Ende letzter Woche in El Calafate. Nach wenigen Tagen El Chalten kehrten sie nun wieder zurück, da es von dort aus keine andere Busverbindung gibt...
16.12.08, 0 km
Vormittags habe ich das Buch zu Ende gelesen. Fûr einen Trhiller fehlten mir überraschende Wendungen gegen Schluss - oder wenigstens ein imposanteres Ende als dieses Fade-Out. Nun, mal schauen, wie ich mit dem da Vinci-Code auf Spanisch zurechtkommen werde...
Am späteren Nachmittag stand ich dann wieder in der Bicicletería. Dort sah ich schon mein Rad stehen - aber immer noch mit dem alten Nabengehäuse. Eduardo hat kapituliert und das Rad wieder zusammengebaut. Nun fahre ich halt so weiter und werde jeweils in grösseren Ortschaften nach einem Velomechaniker Ausschaue halten, der sich nicht zu fein ist, dass ich ihm helfe und mindestens das Handbuch übersetze...
Etwas misstrauisch machte mich, dass Eduardo für die aufgewendete Zeit nichts verrechnete. Bei der Fahrt ins Hostal konnte ich aber glücklicherweise keinen eventuellen Schaden feststellen!
El Calafate, 16.12.2008
Gesamtkilometer: 6849
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